Flucht im Container: Was ist erwünscht – und was nicht?
Der Welthandel spielt sich im Container ab. Riesige Schiffe mit über 20.000 Standard-Containern (20 Fuß) sind auf allen Weltmeeren unterwegs und bilden verschlungene Lieferketten. Am Anfang steht meist die Produktion einer Ware, die erst in den Industrieländern ihre Profitmöglichkeiten entfaltet - und dort, wo sie herkommt, kaum zum Überleben reicht.
Aber diese Menschen, die die Container vollpacken, wissen genau, dass mit ihren Produkten, dort wo sie ausgeladen werden, ernorme Gewinne gemacht werden – und sie selbst nur einen viel zu kleinen Bruchteil davon abbekommen.
In seinem Buch „Das Containerprinzip“ (2009) schreibt Alexander Klose:
… Flüchtlinge sind nur ein Element in dem neuen Repertoire unerwünschter Containerladungen. Mit der veränderten Sicht auf die Welt nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat sich auch die Sicht auf den Container verändert. Als Ikonen der Globalisierung stehen sie nun nicht mehr nur für die Allgegenwart des kapitalistischen Systems, sondern auch für die Gefahren und Ängste, die das weltweite Zusammenrücken von Handels- und Kulturräumen heraufbeschwört. Container werden durchleuchtet und geöffnet oder platzen auf, und zum Vorschein kommen alle Übel der Globalisierung. So beginnt auch der unlängst (2006) erschienene dokumentarische Roman „Gomorrha“ von Roberto Saviano …. Aus einem Container, der beim Verladen im Hafen von Genua aufplatzt, fallen die eingefrorenen Kadaver chinesischer Arbeitsmigranten:
Die schlecht verriegelten Öffnungen sprangen plötzlich auf, und Dutzende von Körpern fielen heraus. Sie sahen aus wie Schaufensterpuppen. Doch beim Aufprall auf den Boden barsten die Köpfe, es waren echte Schädel (…) Aus dem Container regnete es Männer und Frauen. Auch einige Kinder. Tot. Tiefgefroren, übereinandergepackt, hineingeschichtet wie Heringe in die Dose.
(Alexander Klose, Das Containerprinzip, 2009, Seiten 301–302).