Vietnam (Robusta) – Rohkaffeeproduzent Nr. 2

Vietnam produziert beinahe ausschließlich Robusta-Kaffee. Zirka 15 Prozent der gesamten Weltkaffee-Ernte kommt von hier. Robusta wird hauptsächlich für löslichen Kaffee verwendet, wie er z.B. in Asien, England und vielen Entwicklungländern beliebt ist.

Vietnam ist die Robusta-Plantage der Kaffeewelt

Lange Zeit belegte Kolumbien (Südamerika) den zweiten Platz in der Weltrangliste Kaffee produzierender Länder. In den 2000er Jahren machte Vietnam ihm diesen Platz streitg, weil immer mehr billiger Robusta von den großen Röstern verarbeitet wurde. Die Ausweitung dieser Anbauflächen in Vietnam (Hochebene Dak Lak) wurde staatlich organisiert und von internationalen Institutionen wie der Weltbank und dem IWF gefördert. Das geschah unter erheblichen Verletzungen von Menschenrechten der dabei vertriebenen indigenen Bevölkerung.

Kaffeeregionen in Vietnam

Kaffeeregionen in Vietnam

Vietnam hat heute die höchste Produktivität pro Hektar, was allerdings durch Kunstdünger, Pestizid-Einsatz und Bewässerung erkauft wird (Grafik). Zirka 600.000 Klein-Farmer:innen produzieren auf 1 ha-Parzellen 95% des Kaffees.

Kaffee-Ernte-Ertrag Vergleich

Das zur Bewässerung verwendete Wasser ist umsonst und deshalb wird damit recht sorglos umgegangen. Die Hälfte davon ist wertvolles Grundwasser.

20% der mit Robusta bewirtschafteten Fläche ist eigentlich nicht dafür geeignet. Der Anbau gelingt nur mithilfe von Bewässerung und Kunstdünger. Die Menge des verfügbaren Wasser ist aber durch den Klimawandel bedroht. Der „exzessive“ Einsatz von Künstdünger führt auf Dauer zur Auslaugung der Böden und wirkt kontradroduktiv.

Zuviel Regen während der Blühphase der Bäume vermindert die Bestäubung und führt zu einem geringeren Ernteertrag.

Auf der Hälfte der Robusta-Anbaufläche stehen alte Bäume, die eigentlich ersetzt werden müssen. Bis neue Bäume aber Früchte tragen, vergehen mindestens 4 Jahre, was einen vorübergehenden Ernteausfall bedeutet. Während einer Phase extrem niedriger Kaffeepreise kann sich das niemand erlauben.

Zum Thema Vietnam wurde ergänzend dieser Report verwendet: VIETNAM’S CENTRAL HIGHLANDS’ UPLAND AGRICULTURE UNDER PRESSURE BECAUSE OF CLIMATE CHANGE – ROBUSTA COFFEE

Ein kritischer Beitrag zum Mekong-Delta und Klimawandel in der Zeitschrift Südostasien 4/2017

Landraub für Robusta-Anbau

Göttinger „Gesellschaft für bedrohte Völker“ 2005: Vertreibungen in Vietnam für den Kaffee-Anbau. Ein Auszug daraus:

[…] Angesichts ihrer fortschreitenden Verarmung und Marginalisierung, des Landraubes durch Kaffeebauern und staatliche Entwicklungsplaner, der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen, der religiösen Verfolgung und der staatlichen Politik der Assimilierung wuchs Ende der 90er Jahre die Unzufriedenheit unter der Urbevölkerung. Die Verzweiflung der Ureinwohner über ihre wachsende Bedrohung und Entrechtung entlud sich im Februar 2001 in öffentlichen Protesten in verschiedenen Städten des Hochlands. Monatelang hielt die Repression an und auch noch Ende des Jahres 2001 wurden Ureinwohner wegen ihrer Beteiligung an den Protesten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Bitterer Kaffee aus Vietnam – angezogen vom Kaffeeboom

Der Lebensstandard der indigenen Bevölkerung bessert sich kaum, weil sie aufgrund der Ansiedlung von Millionen Tieflandbewohnern in ihren Regionen in immer unwirtlichere Gebiete verdrängt werden.
Mehr als zehn Millionen Menschen wurden seit 1976 von staatlicher Seite in ihren Gebieten angesiedelt oder ließen sich auf eigene Initiative seither in der Bergregion nieder. Stellten die Montagnards 1940 noch einen Bevölkerungsanteil von 99 Prozent in der Region, so bilden sie heute nur noch knapp 30 Prozent der Gesamtbevölkerung im Hochland. Angezogen vom Kaffeeboom, haben sich seit 1996 mehr als 400.000 Angehörige der Mehrheitsbevölkerung Vietnams in der jetzigen Kaffee-Provinz Dak Lak niedergelassen. […]


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