Das Bienensterben nimmt weltweitimmer größere Ausmaße an - Foto: foodwatch
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foodwatch: Teufelskreis der Pestizide durchbrechen
Das Bienensterben nimmt weltweitimmer größere Ausmaße an - Foto: foodwatch

foodwatch: Teufelskreis der Pestizide durchbrechen

Die Verbraucherorganisation FOODWATCH startet eine langfristig angelegte Kampagne zum Verbot des gefährlichen, ungezügelten PESTIZID-Einsatzes. Eine Studie belegt die Möglichkeit des Ausstiegs aus dem Pestizidmarkt, den die EU und Deutschland bisher blockieren.

Website foodwatch

Siehe auch: Anstieg globaler Pestizidvergiftungen – dort auch weitere Links und Quellen u.a. zu Pestiziden im Kaffee-Anbau

foodwatch – Newsletter 5.8.2022:

Das Bienensterben nimmt weltweit immer größere Ausmaße an [1]. Mit dramatischen Folgen. Schuld sind die Gifte, die auf den Feldern versprüht werden. Kräuter, Tiere und Insekten fallen den Pestiziden von Bayer Monsanto, Syngenta oder BASF zum Opfer. foodwatch hat eine Strategie entworfen, wie der Einsatz von Ackergiften vollkommen gestoppt werden kann.

Es ist ein lichter Sommermorgen in Hildesheim. Margeriten, Salbei und Flockenblumen blühen. Neben einem kleinen Kiessee kontrolliert Imker Christian sein Wildbienenhotel: flott fliegen die Bienen raus, um auf Blüten nach Nektar und Pollen zu suchen, die sie wieder zurück bringen, um ihre Brut zu versorgen, die im nächsten Jahr schlüpfen wird. Alles scheint in Ordnung.

Doch innerhalb weniger Stunden bricht das Unheil hinein. In der Nähe besprüht ein Landwirt sein Maisfeld mit Ackergiften – und bringt damit das Summen der Bienen zum Verstummen. Wo sich gestern Hunderte von Bienen vor dem Bienenhotel tummelten, kriechen jetzt nur noch wenige Tiere.

Das ist kein Einzelfall. Ein weltweites Bienensterben ist im Gange [2] – kein unabänderliches Schicksal, sondern menschengemacht. Die Hauptschuld trägt der ungezügelte Einsatz von Pestiziden. Und die bringen noch mehr Folgeschäden mit sich: Mittlerweile sind 80 % der Gewässer in Agrarlandschaften belastet [3]. Es kostet Wasserwerke mehrere Millionen Euro, das verschmutzte Grundwasser zu filtern [4]. Und wir erleben ein nie dagewesenes Insekten- und Vogelsterben [5].

Es sind potente, hochdosierte Giftstoffe, die natürliche Kräuter, Tiere und Insekten abtöten sollen. Mit den Stoffen verdienen die Chemieriesen der Welt wie Bayer Monsanto, Syngenta oder BASF unglaubliche Summen.

Obwohl das Problem immer mehr Menschen bewusst wird und sich viele gegen Pestizide einsetzen, werden immer potentere Giftstoffe auf unseren Äckern und Wiesen versprüht. Der Einsatz von Pestiziden in der EU ist heute wesentlich höher als in den 1990er Jahren [6] – mit fatalen Folgen für Artenvielfalt, Klimaschutz, Bodenqualität und Gesundheit. 

foodwatch hat deswegen mit dem anerkannten Pestizid-Experten Lars Neumeister zwei Jahre lang an einer detaillierten Studie gearbeitet [7]. Wir zeigen darin auf, wie der komplette Ausstieg aus dem giftigen Pestizidmarkt gelingen kann. Dafür werden wir in den nächsten Monaten und Jahren kämpfen. Das wird nicht einfach werden – denn wir haben mit der Pestizid-Lobby mächtige Gegner. Daher brauchen wir Ihre Unterstützung.

Nur ein Bruchteil der landwirtschaftlichen Fläche in Europa wird derzeit für die Produktion von Lebensmitteln genutzt, die die Menschen essen sollten, um sich gesund (und klimafreundlich) zu ernähren. Große Mengen an Land werden für die Produktion von Tierfutter für die Fleisch- und Milchproduktion verwendet. Die Landwirtschaft in der EU ernährt sieben Milliarden Nutztiere pro Jahr und etwa 0,45 Milliarden Menschen [8]. Auf diesen riesigen Flächen werden ebenfalls Unmengen an Pestiziden eingesetzt. Das muss sich endlich ändern!

Quellen:
[1]  htt‍ps:‍/‍/w‍ww.iucn.org/content‍/nearly-one-10-wild-bee-species-face-extinction-europe‍-while-status-more-half-remains-unknown-iucn-‍report und h‍ttp‍s:/‍/ww‍w.cbsnews.‍com/news‍/wild-bee-species-missing-since-1990s‍-extinction/
[2] ht‍tp‍s:‍//w‍ww.quarks.de/umwelt‍/tierwelt/darum-verhungern-die-‍wildbienen/
[3] ht‍tp‍s:‍/‍/ww‍w.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=33/‍2021
[4] Nach Mohaupt et al. 2020 „Etwa 64.000 Grundwasserproben werden jährlich auf Atrazin, das am häufigsten getestete Pestizid, analysiert. Geht man von Kosten von 400€ pro Probe aus, würde allein diese Prüfung Kosten verursachen über 25 Millionen Euro“ mehr Infos im Pestizid report hier: ht‍tp‍s:/‍/w‍ww.foodwatch.org/en/reports/2022/‍locked-in-pesticides-europes-dependency-on-harmful-‍pesticides-and-how-to-overcome-it‍/
[5] Der Begriff Insektensterben dürfte vor allem durch die Ergebnisse der sogenannten „Krefelder Studie“ aus dem Herbst 2017 an Fahrt aufgenommen haben. Sie berichtete über einen Verlust von rund Dreivierteln der Biomasse fliegender Insekten – vor allem aus Naturschutzgebieten Nordwestdeutschlands. ht‍tp‍s:/‍/journals.plos.‍org/plosone/‍article?id=10.1371/journal.pone.‍0185809
[6] Seite 32 und folgende: ht‍tp‍s:/‍/www.foodwatch.‍org/fileadmin/-INT/‍pesticides/2022-06-30_Pesticides_Report_foodwatch.‍pdf
[7] Hier zu finden: ht‍tp‍s:/‍/ww‍w.foodwatch.‍org/de/reports/2022‍/locked-in-pesticides‍/
Eine deutsche Zusammenfassung des Reports findet sich hier: ht‍tp‍s:/‍/ww‍w.foodwatch.org/fileadmin/‍-DE/Themen/Pestizide/Dokumente/2022-06-30_‍Kurzfassung_Pestizid-Report.‍pdf
[8] Seite 87 ht‍tp‍s:/‍/www.foodwatch.‍org/fileadmin/-INT/pesticides/2022-06-30_‍Pesticides_Report_foodwatch.‍pdf

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