Brasilien und Vietnam bestreiten zusammen knapp 50% der globalen Rohkaffeeproduktion. Die hier vorgestellten 15 Länder (in der Navigation) stehen für zirka 95% des Rohkaffees. Die Grafik zeigt nur die 12 größten Länder, die 92% des Rohkaffees produzieren. Die drei Länder China, Costa Rica und Tanzania – sie gehören nicht zu den 12 größten – werden hier auch behandelt.
Weltweit werden 165 Millionen Sack Rohkaffee produziert, davon gehen 80%, nämlich 132 Millionen Sack, in den Export (Zahlen von 2019).
Kaffee, Krieg und Diktatoren
In allen Ländern herrschen mehr oder weniger autokratische Regime, teils gibt es offenen Bürgerkrieg, Rauschgift-Kartelle beherrschen den Alltag. Die Menschen auf der Flucht Richtung Mexiko, die alle in die USA wollen, kommen zum großen Teil aus Kaffeeregionen Süd- und Mittelamerikas.
Der brasilianische Präsident Bolsonaro betreibt eine drastische Rückabwicklung bisheriger Umweltschutzgesetze und hat den Amazonas und seine indigenen Völker dem Raubzug der Agrar-Multis ausgeliefert und den Einsatz von Pestiziden in großem Stil wieder zugelassen. Unter diesen Bedingungen leben die Kaffee-Farmer:innen.
Klimawandel
Hinzu kommt der Klimawandel mit drastischen Auswirkungen. In allen Kaffee-Erzeugerländern liegt die bisher gemessene und die erwartete Erhöhung der Temperaturen höher als im globalen Durchschnitt.
Deshalb erscheint auf jeder Länder-Seite diese Grafik, die unter 5 Aspekten das Wesentliche für das entsprechende Land knapp zusammenfsst. Wo Daten vorhanden sind, wird die Empfehlung zum Ausweichen in höhere Lagen in Metern angegeben. In beinahe allen Fällen befinden sich dort geschützte Gebiete, Wälder oder touristisch genutzte Nationalparks, was ein Ausweichen verhindert – auch Abholzung in diesen Gebieten würde wiederum zum Klimawandel. Der Report von 2019 mit den zugrunde liegenden Daten für alle 15 Länder kann hier eingesehen werden:
PDF_Coffee Produktion in the face of Climate Change
Ergänzend ein älterer Report von 2016 ( Climate-Institute/Australia): PDF_Coffee – the Brewing Storm
Anpassung an Klimawandel kein Problem?
In den von der Kaffeewirtschaft finanzierten Papers und Reports zum Klimwandel wird zwar eine schonungslose Analyse der Herausforderungen und Probleme geleistet – daraus spricht nackte Panik bezüglich der künftigen Kaffeeversorgung. Gleichzeitig werden aber irre Vorschläge zur „Adaption“ gemacht. Im Wesentlichen werden die Farmer:innen aufgefordert, die Qualität zu steigern durch neue Sorten. Es dauert aber immer 4 Jahre, bis ein Baum Früchte trägt! Wie soll das finanziert werden? Verschuldung? Mikrokredite?
Ein weiterer Vorschlag lautet, in andere Regionen auszuweichen, die künftig Kaffeeanbau-freundlicher sind. Als ob die Farmer:innen mal eben hunderte Kilometer weiterziehen könnten. Hier zeigt sich ein neokoloniales Menschenbild – die Farmer:innen werden gesehen wie Vieh, das man auf eine andere Weide treibt.
Zwei Aspekte werden dabei grundsätzlich ausgeblendet:
1. Die dauerhaft niedrigen Rohkaffeepreise der letzten 4 Jahre, für die die Kaffee-Multis selbst verantwortlich sind.
2. Die Reduktion der Klimagase an der Quelle, der konsequente Kampf für echten Klimaschutz.
Stattdessen profitieren die Global Player zunehmend vom klimaschädlichen Mobilitätswahn in den reichen Ländern durch „Coffee-to-go“. Ihre Vorschläge zur „Klimaneutralität“ des eigenen Geschäftsmodells sind zweifelhafte Aufforstungs-Projekte, die in den Ländern des Südens wieder neue Probleme schaffen.
Im Grunde sollen die Kaffeefarmer:innen die Probleme alleine schultern und bekommen etwas Schulung und Anleitung geliefert.
Bereits 2008 berichtete Willington Wamayeye, Geschäftsführer der Kooperative und des damaligen GEPA-Partners GUMUTINDO aus Uganda:
„Ich habe mein Leben lang beim Mount Elgon gelebt und noch nie war das Wetter so unvorhersehbar. Der Regen fällt stärker, aber nur für eine kurze Zeit und die Trockenzeit ist viel länger. Die Kaffeepflanzen sind stark betroffen – die Blütenbildung nimmt ab. Allein letztes Jahr (2007) haben wir etwa 40 Prozent unserer Produktion verloren.
Die Leute holen das Letzte aus sich heraus. Das Essen wird teurer und der Anbau von wichtigen Nahrungsmitteln wie Bananen ist ebenfalls bedroht. Ohne Arbeit und Zukunft sind die jungen Leute gezwungen, in die Städte zu gehen.“ (Veröffentlicht 2008 von FairTrade Deutschland)
Bei meinem Besuch der Kooperative im Jahr 2013 berichtete mir ein Mitarbeiter, der durchschnittliche Ertrag pro Baum sei von 2,5 kg auf unter 2 kg abgesunken.