Guatemala – klassisches Kaffeeland in Südamerika

Über 50 Länder im Globalen Süden produzieren Kaffee. Dabei gibt es innerhalb der Länder sehr verschiedene Anbauregionen, die je nach Klima, Höhenlage und Böden eine große Vielfalt an Kaffee-Qualitäten hervorbringen. Die Plakatserie aus Guatemala zeigt dies sehr anschaulich.

Diese sechs Plakate wurden vom Kaffeeverband Guatemalas ANACAFÉ herausgegeben. Es werden sechs Anbaugebiete für Kaffees der allerhöchsten Güteklassen vorgestellt – Klick Galerie:

Kaffee und Klima in Guatemala

Kaffee und Klima in Guatemala

Guatemala exportiert 90% seines Rohkaffees und dies macht 6,2% der Gesamtexporte des Landes aus.

Das Land steht an 11. Stelle der Kaffee-Weltproduktion.

In geringem Umfang wird auch Robusta angebaut. Es gibt dort große Kaffee-Fincas mit hohem Hektarertrag, die Wanderarbeiter beschäftigen. Sie überwiegen mit 53% der Produktion. Die Kleinfarmer:innen produzieren zwar auf 90% der Kaffee-Anbaufläche, erwirtschaften darauf aber nur 47% der Gesamtmenge.

Kaffeeregionen in Guatemala

Kaffeeregionen in Guatemala

Als Strategie gegen den Klimwandel wird vorgeschlagen, den Anbau von 1700 bis auf 2400m Höhe auszuweiten. Das stößt aber auf Bedenken wegen dort vorhandener Schutzgebiete und Wälder. Außerdem steigt dort die Gefahr, dass durch El-Niño-Effekte ausgelöste Wetter-Kaltfronten den Kaffee schädigen könnten.

Tödliche Hurrikans aus der Karibik bedrohen die Menschen regelmäßig. Ende 2020 kamen gleich zwei Stürme kurz hintereinander, auch Guatemala war betroffen – ein Artikel aus der TAZ:

TAZ-Artikel: Hurrikan Iota in Zentralamerika: Mindestens 38 Menschen getötet
Nur zwei Wochen nach „Eta“ richtet Hurrikan „Iota“ verheerende Schäden an, vor allem in Honduras und an Nicaraguas Atlantikküste.


Frankfurter Rundschau, 4.3.2020

Kinderarbeit auf Kaffeeplantangen – immer noch ein Problem

Guatemala will nach Enthüllung Gesetz über Mindestalter ändern /
Nespresso stoppt Kauf

„Nach einem Fernsehbericht über angebliche Kinderarbeit auf guatemaltekischen Kaffeeplantagen will der Präsident des mittelamerikanischen Landes eine Gesetzänderung auf den Weg bringen. Im britischen Fernsehsender Channel 4 wurde am Montagabend ein Film ausgestrahlt, der angeblich zeigte, wie Kinder in Guatemala Kaffee ernteten, der für den Verkauf durch die internationalen Marken Starbucks und Nespresso bestimmt war.

Guatemalas Präsident Alejandro Giammattei betonte in einer Pressekonferenz, sein Land habe große Fortschritte im Kampf gegen die Kinderarbeit gemacht. Er beklagte, die Vorwürfe gefährdeten die Existenz der rund 500.000 Guatemalteken, die vom Geschäft mit dem Kaffee lebten. Giammattei verkündete aber auch die Gründung einer Kommission zur Untersuchung der Vorwürfe unter Mitwirkung des Außenministers und des Wirtschaftsministers.

Er kündigte außerdem an, einen aus dem Jahr 2014 stammenden Gesetzesentwurf, der unter anderem eine Erhöhung des Mindestalters für Erwerbstätigkeit von 14 auf 16 Jahre vorsieht, wieder im Parlament einzubringen.

Nespresso teilte mit, umgehend Untersuchungen angestoßen und Maßnahmen ergriffen zu haben, als es von den Vorwürfen erfahren habe. Vor allem werde der Ankauf von Kaffee aus der betroffenen Region angehalten, bis man sicher sein könne, dass es dort keine Kinderarbeit gebe.

Hollywoodstar George Clooney, der Markenbotschafter von Nespresso, zeigte sich nach Medienberichten überrascht und traurig über die Vorwürfe. Das Unternehmen habe noch Arbeit vor sich, sagte er demnach. Er hoffe, dass der Journalist, von dem der Film stammte, die Zustände weiter untersuche.

Starbucks sagte der britischen Zeitung „The Guardian“, es habe die Vorwürfe untersuchen lassen. Dies habe ergeben, dass das US-Unternehmen keinen Kaffee von den Plantagen, die im Film vorkommen, angekauft habe.“ afp


Plantagen-Anbau durch Großinvestoren z.B. für Palmöl – auch für den deutschen Markt – gehen regelmäßig mit Menschenrechts-Verletzungen einher:

Zum Video Christliche Initiative Romero

Zum Video Christliche Initiative Romero

VIDEO der Christlichen Initiative Romero:
Indigene wehren sich in Guatemala gegen Plantagenbetreiber
Aktivist:innen und Betroffene aus unserem Partnerland Guatemala prangern im Video die rücksichtslose Ausbeutung von Menschen und Natur durch Palmölplantagen-Betreiber an. Sie berichten davon, dass ihnen diese Unternehmen buchstäblich das Wasser abgraben, um Palmöl u. a. für den deutschen Markt zu produzieren. „Wir wollen nur, dass sie uns als indigene Völker respektieren“, fordert der Aktivist Ángel Quib Tiul.
Die Interviewausschnitte verdeutlichen auf eindrückliche Weise, dass auch Einzelhandelsunternehmen wie EDEKA Menschenrechte und Umweltstandards schon bei der Rohstoffherstellung umsetzen müssen.


Bürgerkrieg, Gewalt und Korruption

aus Wikipedia: In Guatemala herrschte ab 1960 ein Bürgerkrieg, der erst 1996 durch die Unterzeichnung eines Friedensvertrages formell für beendet erklärt wurde. Der Krieg hatte bis zu diesem Zeitpunkt mehr als 200.000 Menschen das Leben gekostet und über eine Million Flüchtlinge geschaffen. Besonders durch General Efraín Ríos Montt bekam die Bekämpfung der indigenen Bevölkerung durch die Diktatur Züge eines Genozids. Ganze Landstriche wurden flächendeckend bombardiert.


Deutsche Einwanderer als Finca-Besitzer in Guatemala

Deutsche Einwanderer hatten Anteil an dem Aufbau der großen Kaffee-Fincas, die heute noch die Struktur des Kaffeeanbaus in Guatemala prägen. Hierzu ein Auszug aus dem Buch von Christiane Berth:

Christiane Berth: Biografien und Netzwerke im Kaffeehandel zwischen Deutschland und Zentralamerika 1920–1959

© 2014 Hamburg University Press, Verlag der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Deutschland

„Im Zuge der schnellen Ausbreitung der Kaffeewirtschaft seit 1860 erlangten die deutschen Einwanderer eine dominante Rolle in Kaffee‐Export und ‐Produktion. Ende des 19. Jahrhunderts produzierten sie ein Drittel der jährlichen Kaffee‐Ernten Guatemalas, bei der Vorfinanzierung der Ernten spielten Hamburger Handelshäuser und Banken eine wichtige Rolle. Der Kaffeeanbau fand auf großen Plantagen statt, und es gab mehrere regionale Zentren der Kaffeewirtschaft: die Alta Verapaz, die Westküste des Landes und die Region San Marcos an der Grenze zu Mexiko. Die guatemaltekische Gesellschaft war ethnisch stark gespalten und sehr hierarchisch gegliedert. Die Deutschen trafen in den Kaffeeanbauregionen auf eine große indigene Bevölkerungsmehrheit, die als Landarbeiter auf den Fincas arbeitete. Eine besondere Situation entstand in der Alta Verapaz, wo die deutschen Einwanderer phasenweise eine Monopolstellung in der Kaffeeproduktion erlangten.
„Das kleine Deutschland“ titelte noch 2005 eine Beilage der Tageszeitung Prensa Libre über die Alta Verapaz: Der Region wird nachgesagt, sie sei bis in die 1930er‐Jahre enger an Deutschland angebunden gewesen als an Guatemala‐Stadt.

Guatemala war das Land mit der stärksten deutschen Präsenz in Zentralamerika. In den 1930er‐Jahren lebten dort 2.500 bis 3.000 Deutsche. […]

Zum Schluß bemerkt sie:

In den Kaffeeanbauregionen Zentralamerikas lassen sich noch zahlreiche Spuren der norddeutschen Akteure finden. Auch wenn es in den letzten Jahren zu einem starken Konzentrationsprozess in der Kaffeebranche gekommen ist, sind noch einige deutsche Nachfahren im Kaffeeanbau und ‐export aktiv.


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