Ursprung in Äthiopien

Der Ursprung der Arabica-Kaffeepflanze liegt im Südwesten Äthiopiens und einem kleinen Gebiet im heutigen Sudan.

Hüttendach in der Kleinstadt Bonga mit Kaffeekanne, die in Richtung des Waldes zeigt, wo der wilde Kaffee wächstAller Kaffee der Welt stammt letztlich aus dem hochgelegenen Waldgebiet im Südwesten des Landes. Ganz in der Nähe des „Rift-Valley“, wo man als Urahnin der Menschheit das Skelett von „Lucy“ fand.

Das erste Kaffeehaus war wohl eine Hütte im äthiopischen Hochland. Man sprach: „Abole-Berke-Sostga – eins-zwei-drei auf die Freundschaft“. Es war und ist eine stundenlange Zeremonie mit Verwandten, Freunden, Nachbarn: zuerst wird der grüne Kaffee gewaschen, dann geröstet, im Mörser gemahlen und schließlich aufgegossen. Es ist wie eine kleine Feier. Es heißt: „Der Kaffee bringt uns zusammen“.

Die ausufernd zitierte Legende besagt, das belebende Getränk soll einem Ziegenhirten zu verdanken sein, der seine Tiere nächtelang aktiv sah, nachdem sie vom Kaffeestrauch fraßen.

Die Karte stammt aus der Dokumentation der ROTEN LISTE zur Einstufung des Kaffes als "Gefährdet" (Endangered).

Die Karte stammt aus der Dokumentation der ROTEN LISTE zur Einstufung des Kaffes als „gefährdet“ (endangered).

Äthiopische Kaffeekanne
Die äthiopische Kaffee-Zeremonie

Erste Vermutungen und Berichte

Bereits im Jahr 525 nach Christus wurde der Jemen eine Zeitlang vom äthiopischen Königreich Aksum besetzt. Deshalb gibt es Vermutungen über eine damalige Wanderung der ersten Kaffeesamen vom Ursprungsland in den Jemen.

Man glaubt, dass der Mediziner Avicenna, ein islamischer Sufi, der im 11. Jhdt. das bis ins 17. Jhdt. maßgebliche medizinische Lehrbuch verfasste, einer der ersten ist, der Kaffee als Medizin in seiner Schrift erwähnte.

Anfangs als Tee zubereitet

In Äthiopien wurde Kaffee lange Zeit nicht als geröstete Bohne genossen. Es gab verschiedene Zubereitungsarten, teils aus den Blättern, teils nur aus dem Fleisch der Kaffeekirsche (Pulpe). Beide enthalten auch Koffein.

Aus den leicht gerösteten Blättern wurde z.B. ein Tee zubereitet. Oder man mischte das getrocknete Fruchtfleisch mit Kuhmilch. An Festtagen röstete man ganze Kirschen in Butter und Salz als nahrhaften Snack. Das nahm man auch auf Reisen mit.

Das populärste und heute im Jemen noch gebräuchliche Getränk ist QISHR. Die Kirsch-Pulpe wird lange gekocht und mit Gewürzen wie Ingwer versetzt. Die Zubereitung gilt als religiöses Ritual.

Das Tee-Getränk aus dem getrockneten Fruchtfleisch ist auch später in Mittel- und Südamerika beliebt geworden. Es heißt dort „Cascara“. Beim FairHandels-Importeur
EL-PUENTE kann man das bekommen.

Eine Frau im Jemen trinkt Qishr

Eine Frau im Jemen trinkt Qishr

Sufi beim Tanz-RitualOh Kaffee, du vertreibst den Kummer der Großen, du weist jenen den Weg, die vom Pfad der Erkenntnis abgekommen sind. Kaffee ist der Trank der Freunde Gottes und jener von seinen Dienern, die nach Wissen streben. Scheich Abd al-Kadir, Lobpreisung des Kaffees (um 1511)

Sufis tanzen die Nächte durch

Aus dem 14. und 15. Jahrhundert gibt es Belege von Sufi-Reisenden, die aus Äthiopien in den Jemen zurückkehrten; sie brachten Kaffeebohnen und Samen mit. Ihre nächtlichen Tanz-Rituale haben sie zuvor mit der Droge Khat unterstützt. Die Blätter das Khat-Strauches haben aber eher sedierende Wirkung. Da kam die „Hallo-Wach“-Frucht aus Äthiopien gerade richtig.

Was sagt die moderne Wissenschaft?

Einen interessanten Einblick in die frühe äthiopische Kaffeegeschichte liefern jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse. Mitte 2020 wurde eine Studie im Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht, die für starkes Aufsehen in der gesamten Kaffeebranche sorgte.

Schlimme Befürchtungen

Dabei kam heraus, daß die Arabica-Pflanze sich vor zirka 10.000 Jahren aus nur einer einzigen Pflanze durch eine spezielle Mutation heraus entwickelte.

Die Forscher nennen diese Ur-Mutation einen „polyploidization event“ – der zu genetischer Armut geführt hat, wie er nur noch im heutigen kultivierten Weizen zu finden ist.

Alle heutigen Kaffee-Pflanzen haben dieselben Merkmale und die machen Sorgen: Die Ur-Pflanze hatte eine sehr geringe genetische Vielfalt, die es ihr schwer macht, sich durch weitere Mutationen an andere Umweltbedingungen anzupassen. Darunter leidet heute der gesamte Arabica-Anbau. Das ist der Grund, weshalb Arabica gegenüber dem Klimawandel mit seinen steigenden Temperaturen und vermehrten Schädlingen so verletzlich ist. Denn im Ursprungsland herrschten jahrhundertelang stabile Umweltbedingungen – dort war das kein Problem.

Englischer Original-Text:
The extremely low levels of variation observed in the species, as a consequence of the polyploidization event, make the exploitation of diversity within the species for breeding purposes less interesting than in most crop species and stress the need for introgression of new variability from the diploid progenitors.

Die Forscher vermuten nun, dass es sehr schwer sein wird, mit normalen Züchtungsmethoden aus den vorhandenen Wildbeständen in Äthiopien genügend Material für sinnvolle Kreuzungen zu finden, weil eben alle Pflanzen dort genetisch nicht dafür geeignet ist. Eine kleine Hoffnung besteht, eventuell in früh entwickelten äthiopischen Lokal-Sorten fündig zu werden.


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