Kolumbien: Rohkaffeeproduzent Nr. 3

Kolumbien ist ein klassisches Kaffeeland in Südamerika und war lange Zeit an zweiter Stelle der Weltproduktion nach Brasilien. Die zentrale Kaffee-Region ist mittlerweile als Weltkulturerbe anerkannt – es ist eine riesige von Kaffeeplantagen durchzogene hügelige, immergrüne Landschaft und sie setzt sich aus drei Departamentos zusammen: Caldas, Risaralda und Quindío (Foto oben).

Kaffee-Farmer:innen werden durch Armut oder Gewalt in den Coca-Anbau gedrängt.

Kaffee-Farmer:innen werden durch Armut oder Gewalt in den Coca-Anbau gedrängt.

„Colombian Milds“

Kolumbien produziert hochwertigen Arabica-Kaffee. Die Internationale Kaffee Organisation hat 4 Qualitätsgruppen für Kaffee eingeführt und die teuerste davon ist nicht umsonst nach Kolumbien benannt: „Colombian Milds“.

Immerhin 7% der Exporteinahmen des Landes stammen von diesem Kaffee – 93% der Ernte werden als Rohkaffee exportiert.

Kaffee-Anbauregionen Kolumbien

Kaffee-Anbauregionen Kolumbien

Klimawandel

Siehe Grafik der Effekte des Klimawandels für Kolumbien.

Das Land grenzt im Westen an den Pazifik und im Norden an den Golf von Mexiko. Von dort erreichen die regelmäßig auftretenden Karibik-Stürme das Land und verursachen Starkregen und Bergrutsche. Die Effekte der El-Niño-Ereignisse, die alle paar Jahre auftreten und  durch den Klimawandel heftiger werden, setzen dem Land unmittelbar zu.

Kolumbien war von der Kaffeerost-Epidemie 2011 ­­bis 2016 in Mittelamerika auch stark betroffen – Schaubild der Gesamtauswirkungen:

Kaffeerost in Mittelamerika 2011-2016

Kaffeerost in Mittelamerika 2011-2016


Politik und Gewalt

Das Land leidet seit langem unter den Drogen-Kartellen. Das meiste aus der Coca-Pflanze hergestellte Kokain weltweit kommt aus Kolumbien. Coca wächst auch dort, wo Kaffee wächst und so sind die Kaffee-Farmer:innen bei schlechten Preisen immer geneigt, auf Coca umzusteigen. Die Regierung geht mit Unterstützung der USA scharf gegen den Drogenanbau vor. Demnächst (April 2021) soll sogar wieder aus Flugzeugen das Pestizid Glyphosat eingesetzt werden, um die Felder zu vernichten. Siehe Artikel bei Amerika21.

Bürgerkrieg

Durch den jahrelangen Bürgerkrieg zwischen den Gruppen FARC und ELN und der Regierung hat sich ein Klima der Gewalt etabliert, das zivilgesellschaftliches Engagement sehr gefährlich macht. Amnesty International titelte im Oktober 2020: Einsatz für Land- und Umweltschutz ist lebensgefährlich. Sogenannte Todesschwadrone werden von Investoren angeheuert, um jeglichen Protest zu unterdrücken. Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten werden regelmäßig umgebracht. „Mehr als die Hälfte aller Fälle (2019) wurden laut Global Witness in zwei Ländern gezählt: Kolumbien (64 Todesfälle) und den Philippinen (43 Todesfälle). Zwei Drittel aller Fälle entfallen nach Angaben der Organisation auf Lateinamerika.“ (Spiegel-online 29.7.2020)

Kohle-Raubbau

Die Regierung vergibt beinahe grenzenlos Bergbau-Konzessionen. Der größte Kohletagebau Lateinamerikas ist die Mine El Cerrejón im Norden des Landes – woher auch deutsche Verstromer wie EON und RWE ihre Kohle beziehen. Wer sich gegen den damit einhergehenden Landraub und die Umweltverschmutzung wehrt, lebt gefährlich. Die Organisation FIAN schreibt 2019 in einem Report: „In Kolumbien sind nur 21 Prozent der Landtitel formalisiert, so dass sich rechtliche Ansprüche von indigenen Gemeinden kaum umsetzen lassen.“

Schlaglichter

Generalstreik in Kolumbien gegen neoliberale Reformen
2021 – 24. April: Bogotá. Das Nationale Streikkomitee (Comité Nacional de Paro, CNP) ruft in Kolumbien erneut zu Protesten gegen die Politik der ultrarechten Regierung und geplante Wirtschaftsreformen von Präsident Iván Duque auf.
Weitere Artikel zu Kolumbien bei amerika21


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