Nicaragua – Arabica

Nicaragua steht an 12. Stelle der Kaffee-Weltproduktion 2020. Es war eines der ersten Länder im FairenHandel. Vom Klimawandel ist es besonders stark betroffen.

Das Land bestreitet 25% seiner Exporteinnahmen mit Kaffee. Über 90% des Rohkaffees wird exportiert. Bisher gibt es sehr wenig Robusta-Anbau, dieser wird aber verstärkt empfohlen wegen des Klimawandels. Den größten Anteil machen Kleinfarmen mit einer Fläche bis 2 Hektar ein, die aber nur 40% des Kaffees erwirtschaften. Den Rest von 60% produzieren größere Fincas mit über 14 Hektar Fläche.

Auch Nicaragua war stark vom Kaffeerost des vergangenen Jahrzehnts betroffen. Der Kaffee-Stammbohrer wandert in immer höhere Lagen. Wird die Blühphase der Bäume durch Starkregen beeinträchtigt, sind sie dem Angriff  von Schädlingen und Krankheiten ausgeliefert. Die zunehmenden Stürme aus der Karibik verwüsten das Land regelmäßig.

Kaffee-Rost Epidemie in Mittelamerika

Kaffee-Rost Epidemie in Mittelamerika

Die befürchtete Flächenreduktion der Kaffee-Anbaufläche ist hier mit 80% besonders hoch. Es kommt hinzu, dass sich das Klima so gravierend ändert, dass man auch nicht auf andere Produkte (z.B. Kakao) ausweichen kann. Die Kaffeefarmer:innen leiden zudem unter den Praktiken ausbeuterischer Zwischenhändler.

Kaffee-Regionen in Nicaragua

Kaffee-Regionen in Nicaragua

Revolution und Restauration – NESTLÉ gewinnt

1979 vertrieben die Sandinisten den Diktator Somoza in einem Bürgerkrieg, ihre Revolution hatte gesiegt. Es gab viele fortschrittliche Reformen; z.B. wurde die Analphabetenrate drastisch gesenkt. Der Priester und Dichter Ernesto Cardenal wurde Kultusminister und erhielt den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.

Die USA gingen unter Ronald Reagan mithilfe des CIA und mit der Finanzierung von Contra-Rebellen gegen die neue Regierung vor und zettelten einen erneuten Bürgerkrieg an. Die USA wurden für militärische und paramilitärische Aktionen in und gegen Nicaragua vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu einer Zahlung von 2,4 Milliarden US-Dollar verurteilt. Sie erklärten aber den Gerichtshof für unbefugt, über die USA zu urteilen, obwohl sie selbst Richter an den Gerichtshof entsandt hatten. In dieser Situation griff der FaireHandel ein und unterstützte die Kaffeeproduktion durch eine Kampagne. Viele Freiwillige kamen nach Nicaragua zum Kaffeepflücken. In einer Landreform wurden u.a. die riesigen Ländereien des ehemaligen Diktators an die Farmer:innen verteilt.

2010: Die FairtradeCompany GEPA brachte zum 30-jährigen Bestehen ihrer Handelsbeziehungen mit den Kaffee-Kooperativen in Nicaragua diesen Jubiläums-Kaffee heraus
Im Lauf von mehreren wechselhaften Wahlen und Präsidentschaften wurden ab 1990 unter dem Druck von IWF, Weltbank und USA eine Reihe neoliberaler Reformen durchgesetzt und staatliche Programme eliminiert. Kaffee-Genossenschaften wurden ihres Landes beraubt, indem neue Landtitel an die alten Eigentümer vergeben wurden.

Das nutzte NESTLÉ aus und hat sich seit der Zeit eine starke Stellung bei Kaffee in Nicaragua verschafft. Es ist auch kein Zufall, dass gerade in Nicaragua 60% des Kaffees auf Groß-Fincas produziert wird.

Letztlich setzte sich der ehemalige Sandinist Daniel Ortega als Präsident durch. Aber seine linke Position wandelte sich zunehmend hin zu einer autoritären Vetternwirtschaft, die das Land bis heute beherrscht. Politische Unterdrückung, Menschenrechtsverletzungen und Korruption sind an der Tagesordnung.

Ein Bericht von Amnesty International bei america21:
2021 Januar – Amnesty International beklagt repressive Taktiken der Regierung in Nicaragua


 

VIDEO: ROTE BOHNEN – BRAUNES GOLD, die Kaffeebauern von El Cua (2001)
Weltfilme – Volker Hoffman

Rote Bohnen – Braunes Gold. Die Kaffeebauern von El Cua. Ein Film über das Leben der Kaffeebauern in Nicaragua und den „Fairen Handel“ mit Kaffee. In den Bergen von Matagalpa und Jinotega im Norden Nicaraguas können viele Bauern nicht mehr vom Kaffeeanbau leben. Durch den geringen Weltmarktpreis lohnt sich die Ernte nicht mehr. Die reifen Kaffeebohnen verfaulen an den Büschen. Für einige Bauern ist der sogenannte „Faire Handel“ eine Alternative. Pablo Ramos und seine Familie sind in einer Kooperative organisiert. Er verkauft den größten Teil seines angebauten Kaffees an Fairhandels-Organisationen. So bekommt er rund das Doppelte des normalen Preises. Die Bauern können ihre Kinder zur Schule schicken. Durch Fortbildungen lernen sie, ihre Kaffeeplantagen auf biologischen Anbau umzustellen und Lebensmittel zur Selbstversorgung anzubauen. Der Film dokumentiert den aufwendigen Prozeß vom Kaffeeanbau bis zum exportfertigen Produkt. Die Aussagen der Bauern werden durch kurze Hintergrundinformationen ergänzt. Von Markus Adloff und Volker Hoffmann. 30 Minuten, © 2001 weitere Informationen im Internet unter: http://www.weltfilme.de/doko/frame.html


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