Kaffee – Kolonialismus und Sklaverei

In der Bezeichnung Coffea Arabica und dem Wort Kiboko lebt der Kolonialismus fort.

Getrockneter Robusta-Kaffee heißt in Uganda Kiboko

Das Erbe des europäischen und deutschen Kolonialismus, besonders in Afrika, fließt symbolisch in dem Begriff Kiboko (gesprochen Tschiboko) zusammen. Kiboko heißt heute der getrocknete Rohkaffee in Ostafrika. Kiboko heißt aber auch die gefürchtete Nilpferdpeitsche, mit der man die „Schwarzen“ auf die Kaffee-Plantagen trieb. Kiboko heißt Nilpferd auf Swaheli. So übertrug sich der Name der Peitsche auf das Produkt, das unter ihren Hieben in Zwangsarbeit produziert wurde. Prügelstrafe mit dem Kiboko wurde im deutschen Koloniallexikon (1921) als Maßnahme zur „kulturellen Hebung Eingeborenen“ empfohlen und geregelt.

Und Kiboko heißen heute viele afrikanische Touristenagenturen, die den Weißen, den Muzungus, ihr Land zeigen, weil die vielen Hippos (Nilpferde) so interessant sind. Man kann mit Tourismus eben mehr Geld verdienen als mit dem Kaffee, den sich diese Touristen zu Hause in Europa und USA als Trendgetränk gönnen. 

Die Geschichte des „Kiboko“ wird ausführlich in den Audiobeiträgen von „Essen-Colonialtracks“ beleuchtet. Siehe weiter unten.

Coffea „Arabica“? – Koloniale Sichtweisen

Allein schon die botanische Bezeichnung  „coffea arabica“ weist auf koloniales Denken und eurozentrische Überheblichkeit hin. Die europäischen Orientreisenden des 15., 16. und 17. Jahrhunderts lernten Kaffee als Getränk im arabischen und persischen Kulturkreis kennen. Der Ursprung der Bohne und des Getränks ist allerdings Äthiopien. Das ist bekanntlich ein afrikanisches Land mit uralter Tradition. Eine korrekte Bezeichnung müßte also lauten: „coffea africana“ oder „coffea äthiopica“. Als Carl von Linné im 18. Jhdt. seine binomische Nomenklatur der biologischen Namen entwickelte und dabei den Namen „coffea arabica“ vergab, orientierte er sich am Zeitgeist und nicht an der damals sehr wohl bekannten geografischen Herkunft der Bohne aus Abessinien. Linné ordnete nach den Pflanzen auch das Tierreich und gliederte es hierarchisch. Der weiße Europäer galt ihm als Krone der Schöpfung. Alle „Farbigen“ rangierten darunter und waren eher den Tieren ähnlich – besonders schwarze Menschen. Damit schuf er auch Grundlagen für später verfeinerte rassistische Theorien.

Ein unerforschtes Hochland in Nordostafrika als namensgebend für Kaffee zu betrachten, kam wohl nicht in Frage. So haben sich koloniale Sichtweisen in gängige Bezeichnungen für den Kaffee eingeschrieben.

Spuren des Kolonialismus in Essen

Spuren des Kolonialismus gibt es nicht nur in den kolonisierten Gebieten,
Spuren und Kerben finden sich auch in den kolonisierenden Gesellschaften,
sogar bis in den Essener Alltag.

derRÖSTER Alex Kunkel mit mehreren Beiträgen im AUDIO-WALK essen.colonialtracks.de

derRÖSTER Alex Kunkel mit mehreren Beiträgen im AUDIO-WALK essen.colonialtracks.de

Beiträge von Alex Kunkel zu Kaffee im AUDIO-WALK:
Station 2: Krupp und
Station 3: Nobel-Kaffeewerke
Ausführlich dort: Die Geschichte des KIBOKO

Ob es um internationalen Handel geht oder die Außen- und Innenpolitik, ob um Menschenrechte oder aber noch immer gegenwärtige Welt- und Menschenbilder : Die Spuren des Kolonialismus ziehen sich durch unser Leben wie ein roter Faden. Dennoch findet dieser Teil deutscher – und Essener – Geschichte selten Beachtung. Vieles von dem, was zum Verständnis unserer gegenwärtigen globalisierten Welt und der einzelnen Städte von Bedeutung ist, schlummert oft noch in Archiven und in privaten Sammlungen.

Zur Website ESSEN.COLONIALTRACKS

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Die 6 Stationen des AUDIO-WALK in Essen

Die 6 Stationen des AUDIO-WALK in Essen

Der Audiowalk bringt historische Informationen, Eindrücke und Begebenheiten der Kolonialzeit wieder an die Oberfläche. Das besondere Format – Audio – soll auf unterhaltsame, sinnliche und multimediale Weise zu einem besseren Verständnis der eigenen konkreten Umwelt innerhalb der globalisierten Welt beitragen. In diesem Fall : für die Stadt Essen.

Website AUDIO-WALK

Website AUDIO-WALK

Viele Themen, die sich durch gesellschaftliche Debatten und die deutsche Medienlandschaft ziehen, werden durch den Blick auf den Kolonialismus und die von ihm kreierten Menschenbilder erst wirklich verständlich.

Im Rahmen des KaffeeGarten-Ruhr arbeite ich mit der Kultur-Koordination EXILE-e.V. zusammen

Projekt - Förderung - Produktion

Projekt – Förderung – Produktion des AUDIO-WALK


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