RÖSTER-Recherche: Abzocke mit Jacobs-Instant und Tchibo mit 11% Zuckerzusatz

RÖSTER-Recherche: Abzocke mit Jacobs-Instant und Tchibo mit 11% Zuckerzusatz

Kaffee darf eigentlich nur Kaffee enthalten, sonst nichts, keine Zusatzstoffe. Aber die Hersteller haben sich Tricks ausgedacht. Bei Instantkaffee-Zubereitungen gilt allerdings der reine Wildwuchs. Zwei Beispiele für Abzocke und üble Verbrauchertäuschung.

Jacobs Cappuccino Caramell

Die Firma JDE-Peets, früher Jacobs, versucht dem Weltmarktführer NESTLÉ Marktanteile abzujagen. NESTLÉ ist besonders stark vertreten im Instant-Markt (Löslicher Kaffee) mit der Marke Nescafé.

Jacobs bietet aktuell (April 2021) einen Instant-Kaffee „Cappuccino-Caramell“ an, der ein Beispiel für absoluten Verpackungswahnsinn ist: 75% des Kartons sind Luft! Außerdem ist in den Beuteln nur eine verschwindend geringe Menge von echtem Kaffee enthalten. Die gesamte Packung, also alle 8 Beutel zusammengenommen, enthalten nur 7,2 Gramm Kaffee (= 6% von 120 Gramm Inhalt). Das ist normalerweise die Menge für nur eine einzige Tasse. Das Ganze wird gekrönt mit einem Zuckeranteil von sage und schreibe 47%.


Eduscho GALA (Tchibo) mit Zucker gestreckt als Steuersparmodell

Eduscho GALA (Tchibo) mit Zucker gestreckt als Steuersparmodell

Tchibo mit 11% Karamell und Maltodextrin

EDUSCHO gehört zu TCHIBO. Die Marke „Gala“ wird seit 2010 mit dem Zusatz „Röstkaffee mit Karamell“ angeboten. Im Kleingedruckten steht, daß in der Packung 89% Röstkaffee enthalten sind, der Rest wird als KARAMELL und MALTODEXTRIN angegeben. Damit gilt die Packung Gala als Kaffee-Mixgetränk und unterliegt einem reduzierten Steuersatz.

Kaffeefirmen sind dazu verpflichtet, die Inhaltsstoffe zu deklarieren, wenn irgend etwas anderes als Kaffee drin ist. Auf anderen Gebieten ist die Deklarationspflicht bei Kaffee durchaus fragwürdig.

Die beiden Stoffe Maltodextrin und Karamell sind Zuckerderivate und als Rohstoff natürlich viel billiger als Kaffee. Zu Beginn der Markteinführung war auf den Packungen dies alles nur im Kleingedruckten zu sehen. Nach einem Protest der Verbraucherzentrale Hamburg (2011) hatte Tchibo das geändert und nun vorne drauf Karamell deklariert, so wie auf dem aktuellen Foto zu sehen. Karamell klingt gut, Maltodextrin läßt man vorne weg, das hört sich eher nach Chemie an. Maltodextrin ist ein Zuckerderivat und ist in vielen Muskelaufbau-Präparaten enthalten.

Die Platzierung ganz unten auf der Packung erlaubt es den Einzelhändlern die Deklaration zu verstecken, weil die Umkartons unten einen Rand haben, der den Text verdeckt. Der Verbraucher nimmt sich also seine gewohnte MARKE und was sollte bei Kaffee denn schon anderes drin sein als eben Kaffee? Neuerdings wird der Inhalt bei „GALA Kräftig“ als ROBUSTA-Kaffee deklariert.

Dreimal gespart aber der Preis ist wie beim übrigen Kaffee

TCHIBO spart dabei dreifach: Produktionskosten, Steuern und beim billigen Robusta. Verkauft wird GALA aber nicht günstiger. Im Gegenteil suggeriert die Werbung, es habe durch Karamell eine „Veredlung“ stattgefunden. Diesselbe Variante gibt es auch bei anderen Kaffee-Herstellern. Das Ganze funktioniert zusätzlich zu den geringeren Produktionskosten auch als Steuersparmodell, weil der Kaffee beim Import als KAFFEE-MIXGETRÄNK (unter 90% Kaffee-Anteil) versteuert wird:

Mitteldeutscher Rundfunk: Gestreckter Kaffee als Steuersparmodell (2010)

„Mit der gestreckten Kaffee-Importware sparen die Röster bei einem aktuellen Kaffeepreis von rund vier Euro je 500-Gramm-Packung 0,24 Euro Kaffee- und Mehrwertsteuer.“(07. September 2010, 18:13 Uhr)

Der GALA-Fake wurde schon mehrfach in Verbrauchersendungen kritisch beleuchtet ist aber nach wie vor im Handel – Eduscho (Tchibo) – Website vom 17.4.2021

Tchibo GALA Kräftig mit billigem Robusta, Karamell und Maltodextrin als Steuerspar-Modell

Tchibo GALA Kräftig mit billigem Robusta, Karamell und Maltodextrin als Steuerspar-Modell

Eduscho-Gala gestreckter Kaffee wird im oberen Preissegment angeboten

Eduscho-Gala gestreckter Kaffee wird im oberen Preissegment angeboten

Im aktuellen Fall wird der „GALA-Klassisch“ bei REWE für 3,49 Euro als Schnäppchen angeboten. Damit ist der billig hergestellte „GALA-Kräftig“ sogar 1,50 Euro teurer (Von REWE Website abgerufen am 17.4.2021)

Eduscho Gala Nr. 1 wird demnächst als Schnäppchen angeboten und kostet bei REWE 1,50 € weniger als der billig produzierte Robusta-Gala

Eduscho Gala Nr. 1 wird demnächst als Schnäppchen angeboten und kostet bei REWE 1,50 € weniger als der billig produzierte Robusta-Gala


Sendung MARKTCHECK – SWR – 2011 – zum gestreckten Kaffee

Die gezeigte Marke Onko (Jacobs) ist heute nicht mehr am Markt.

Seit 2011 ist alles bekannt, aber die Masche funktioniert immer noch.


Artikel von NTV-Website zum Steuersparmodell bei Kaffee - die erwähnte Marke ONKO ist nicht mehr am Markt.

Gestreckter Kaffee Kundentäuschung mit Melange

Anmerkung: Der Artikel ist von 2011, der Kaffeepreis ist heute sehr niedrig im Gegensatz zu damals – Alex Kunkel.

NTV-online – SAMSTAG, 19. FEBRUAR 2011

https://www.n-tv.de/ratgeber/Kundentaeuschung-mit-Melange-article2652941.html

Während der Kaffeepreis durch die Decke geht, werden die Hersteller kreativ: Sie mischen Maltrodextrin oder Karamell ins Pulver und sparen so nicht nur den teuren Rohstoff, sondern auch Steuern. Verbraucherschützer fordern klare Kennzeichnungen. Die Verbraucherzentrale Hessen hat die Angebote unter die Lupe genommen.

„Melange“ – das klingt erstmal ziemlich edel. Man denkt an die Wiener Melange, diese Mischung aus Mokka und Milch, oder an die Schweizer Variante mit Schlagsahne. Das alles hat allerdings wenig mit dem zu tun, was im Kaffeeregal von Supermärkten gemeinhin als „Melange“ verkauft wird. Dort steht der Begriff einfach für eine Mischung aus Kaffee und billigen Zuckerstoffen. Die „Melange“-Packungen von Tchibo, Onko und Co enthalten nur zu knapp 90 Prozent Röstkaffee. Der Rest besteht aus Maltrodextrin und Karamell. Alles zum Wohle des Kunden, sagen die Kaffeeröster. Die Zuckerstoffe dienten schließlich der Geschmacksverbesserung. So wirbt beispielsweise Röstfein Kaffee auf  der „Rondo Melange“-Packung mit erlesenem Kaffeegenuss, „veredelt mit kandierten Bohnen“.

Veredeln dürfte der Zuckerzusatz aber vor allem die Bilanzen der Hersteller.

Denn für sie rechnet sich die Sache gleich doppelt: Zum einen sparen sie Kaffee. Der Rohstoff ist allein in den letzten zwei Monaten um fast ein Viertel teurer geworden, da liegt es nahe, das Pulver mit billigen Zuckerstoffen zu strecken. Mischen spart Steuern Zum anderen sparen die Röstereien aber auch jede Menge Steuern. Für jedes Kilo Kaffee gehen 2,19 Euro Röststeuer an den Fiskus. Da machen 50 Gramm mehr oder weniger schon einen gewissen Unterschied. Zumal der Steuersatz durch ausreichende Beimischung sinkt. Enthält eine Packung höchstens 90 Prozent Kaffee, dann handelt es sich steuerrechtlich gar nicht mehr um Kaffee, sondern um kaffeehaltige Ware. Und die wird mit maximal 1,76 Euro pro Kilo besteuert. Kein Wunder also, dass etwa „Eduscho Gala“ oder die Onko-Kaffees nur noch 89 oder 88 Prozent Röstkaffee enthalten – jede 500 Gramm-Packung wird auf diese Weise gut 20 Cent günstiger.

Was Verbraucherschützer an der Sache besonders ärgert: Viele Kunden wissen nicht genau, was sie da kaufen. Zwar kennzeichnen die Hersteller ihre Melange-Kaffees inzwischen mit dem Hinweis „Röstkaffee mit Karamell“ – das ist das Ergebnis eines gerichtlichen Vergleichs mit der Wettbewerbszentrale Hamburg. Doch bei Kaffeebezeichnungen wie “ Der Harmonische – klassisch“ übersieht man meist, dass es sich nicht um reinen Kaffee handelt. „Durch die Bezeichnung ‚klassisch‘ werden Verbraucher besonders in die Irre geführt“, kritisiert Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen. Um Verwechslungen zu vermeiden, fordern die hessischen Verbraucherschützer eine eindeutige, leicht erkennbare Verkehrsbezeichnung für Melange-Kaffees. Auch die Aufmachung müsse sich eindeutig vom hundertprozentigen Röstkaffee unterscheiden. Wenn es den Herstellern tatsächlich um Geschmacksverbesserung ginge, hätten sie übrigens noch andere Möglichkeiten: sie könnten hochwertigere Sorten verwenden und die Bohnen schonender rösten. Billiger wird die Sache dadurch allerdings nicht. Quelle: ntv.de, ino

 

RÖSTER-Recherche: Abzocke mit Jacobs-Instant und Tchibo mit 11% Zuckerzusatz
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